Was hat eine Smartphone-App mit Geschichtsunterricht und der Erinnerung an den Holocaust zu tun? Wie prägen Neue Medien das Geschichtsbild und Geschichtsbewusstsein? Und bereitet das alles auf das Zentralabitur vor?
Das sind nur drei von vielen Fragen, denen sich der Geschichtskurs auf erhöhtem Anforderungsniveau an den beiden Projekttagen (28. und 29.01.) in der Gedenkstätte Ahlem und im Pavillon gestellt hat.
Im Zuge der Auseinandersetzung mit den Themen Gedenk- und Erinnerungskultur lautet die Vorgabe für das Zentralabitur Geschichte 2019, dass sich die Prüfungskurse u.a. mit Geschichte im Film und Neuen Medien befassen – umso besser, wenn das nicht nur theoretisch, sondern am konkreten Objekt, also den Neuen Medien, erfolgen kann.
Nach einem Impulsvortrag der beiden Workshopleiter*innen vom Kulturzentrum Pavillon folgte ein sehr interessanter Gang durch die Dauerausstellung, den der stellvertretende Gedenkstättenleiter, Herr Hermel, leitete. Neben der positiven Bedeutung der Israelitischen Gartenbauschule als Ort jüdischer Emanzipation wurde auch betrachtet, welche Verbrechen die Nationalsozialisten hier und im nahegelegenen Konzentrationslager Ahlem begangen haben.
Mit soviel fachlichem (Grundlagen-)Wissen versehen, begann die Projektarbeit: In Kleingruppen wurden – ausgehend von den realen historischen Begebenheiten in den Jahren 1944 und 1945 – Handlungscharaktere und Szenarien entwickelt, die sich so in Hannover und im Gestapo-Gefängnis, das in der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule Ahlem angesiedelt war, hätten zutragen können.
Hierbei ging es darum, alternative fachdidaktische Zugänge zur Geschichte zu finden und diese zu gestalten, um auch das eigene historische Wissen besser reflektieren zu können.
Am zweiten Projekttag wurden die Ergebnisse in Form eines Levels einer interaktiven App (Pavillon Prison Break – kostenlos herunterladbarer für iOS und Android) aufbereitet. Nach einer Einführung ins Gamedesign wurde eine an realen historischen Begebenheiten ausgerichtete Storyline entwickelt und in Kleingruppen inhaltlich ausgestaltet.
Aufgabe in dieser App ist es, über Dialoge Rätsel zu lösen, um darüber Informationen zu erhalten. Das übergeordnete Ziel war es, an das Schicksal des polnisch-jüdischen Zwangsarbeiters Jack Tramiel – dem späteren Gründer der Computerfirma Commodore – zu erinnern.
Der Abschluss – das Programmieren eines Levels der App – fand in der Gedenkstätte Ahlem statt.
Die beiden Projekttage waren sehr intensiv, haben sich aber in jedem Fall inhaltlich gelohnt: Es ist gelungen, ein gemeinsames Produkt als Teil der kollektiven Erinnerungskultur zu erstellen und vertiefte Einblicke in Möglichkeiten der Aufbereitung und Vermittlung von Geschichte zu erlangen.
Zuletzt haben die Tage auch dazu beigetragen, bereits vermittelte Kursinhalte des Rahmenthemas „Wurzeln unserer Identität“ zu vertiefen und die Kursgemeinschaft weiter zu stärken. Bedanken möchten wir uns beim Team des Pavillons und der Gedenkstätte Ahlem.